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Industriehof, Speyer

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Der Industriehof ist in vielfacher Hinsicht ein einmaliges Ensemble und spannendes Kleinod. Geprägt durch seinen bedeutsamen historischen (Gebäude-) Bestand, seine unterschiedlichen Freiräume, abwechslungsreichen Raumfolgen, vielfältigen Nutzungen sowie den Kontrast aus geschäftigem Treiben und beschaulicher Ruhe, stellt er gewisser Maßen eine eigene ‚kleine Welt‘ innerhalb des Stadtgefüges Speyers dar. Zusammen mit dem anliegenden Gewerbehof, den städtischen Flächen, dem umgebenden Grünzug sowie den Brachflächen im Rheinpark, bieten sich enorme Potenziale und Chancen für ein behutsames ‚Wachküssen‘ dieses Areals im ‚Dornröschenschlaf‘.

 

Im Sinne einer umsichtigen, schrittweisen Weiterentwicklung und Qualifizierung des gesamten Bereiches zu einem integrierten, synergetischen, attraktiven, lebendigen und vielseitigen Stadtquartier für unterschiedliche Nutzergruppen, gilt es mit Fingerspitzengefühl auf dem Vorhandenen aufzubauen, den spezifischen Charakter zu wahren und herauszustellen, aber auch neue bereichernde Elemente einzufügen. Dazu bedarf es eines stabilen, robusten Entwicklungsrahmens, der jedoch variabel ausgestaltet und gefüllt werden kann und zugleich auch offen und flexibel für Unvorhergesehenes bleibt, sowie einer mehrdimensionalen Strategie, die neben baulichen und (frei-)räumlichen Bausteinen ebenso programmatische und (zwischen-) zeitliche Aspekte umfasst.

 

Wir verstehen den Industriehof in einem additiven System, in dem auf einer gemeinsam nutzbaren Bodenplatte die bestehenden Gebäude und Freiräume durch neue Elemente Patchwork-artig ergänzt und bereichert werden. So ergibt sich aus vielen einzelnen Mosaik- und Bausteinen ein stimmiges Gesamtbild.

 

In dem zweiphasigen städtebaulichen Einladungswettbewerb mit freiraumplanerischer Vertiefung freuen wir uns im Team zusammen mit AAg Loebner Schäfer Architekten, GDLA landschaftsarchitektur und Thomas Weißenberger von Durth Roos Consulting einen von zwei 3. Plätze erreicht zu haben.

 

 

Gezieltes, behutsames und minimalinvasives Sanieren impliziert den Bestand nicht zu überfrachten und energetische Sanierungen desselben auf ein Minimum zu beschränken. Alle Ergänzungen innerhalb des denkmalgeschützten Bestandes werden subtil im Sinne eines Haus-im-Haus-Prinzips durchgeführt. So bleiben die historischen Baukörper und Fassaden intakt und ablesbar, auch, wenn sie mit
neuer Funktion gefüllt werden. Die charakterbildenden Hochpunkte des Ensembles bieten sich aufgrund ihrer klaren Geometrie für eine energetische Sanierung an und werden so neu belebt. Das Hauptpotential für die Entwicklung intensiv nutzbarer Flächen sind Neubauten, die den historischen Bestand behutsam weiterspinnen. Eine besondere Bedeutung kommt den großen Hallen zu, denen in diesem Ensemble eine städtebauliche Gelenkfunktion zufällt. Ein großes Potential für die Strukturierung des Areals und die Belebung des Bestands besteht darin, diese Hallen zu öffnen und zu durchwegen. So entstehen Räume für ganz neue und kreative Nutzungen wie Coworking, Startup, Quartiersmärkte, Ausstellungen, etc.

 

Als Besucher des Industriehofs wird man umgeben von Industrie-Charme und ist fasziniert von Farben und Materialität. Das fast sinnliche Bild des Areals wird im Freiraumkonzept aufgegriffen und in die Zukunft transportiert. Gassen, Höfe, Wege, Plätze ergeben wie von selbst das Bild eines „Patchwork-Teppichs“. „Patchwork“ ist die Freiraumidee, welche den Gedanken der Mannigfaltigkeit und des Industrie-Charmes des Industrie-Hofs unterstreicht. Offen und puzzleartig formen sich entlang der Hauptachse „Industriehof-Avenue“ die jeweiligen Cluster mit den unterschiedlichen Zonen/Räumen. Höfe mit diversem Charakter sind durch die Nutzung der umgebenden Gebäude geprägt. Jedoch gibt es auch Stellen, wo der Freiraum eine ganz andere Persönlichkeit zeigt, frei von jeglicher Beeinflussung der baulichen Struktur. Hier können sich die Bewohner und Nutzer die Flächen aneignen und so gestalten wie sie möchten oder einfach die Grünfläche als Erholungsort genießen.

 

Ein wichtiger Baustein für die Attraktivität des künftigen Quartiers stellt eine moderne, nachhaltige und leicht begreifbare Erschließung für sämtliche Verkehrsträger dar. Die maximale Aufenthaltsqualität wird erreicht, indem die Verkehrsräume innerhalb des Quartiers vorwiegend Fußgängern, Fahrradfahrern und betriebsbezogenem Lieferverkehr vorbehalten sind. Der Verkehr auf dem Industriehof wird nach dem Gemeinschafts-Prinzip abgewickelt, was bedeutet, dass die Verkehrsflächen von allen Verkehrsteilnehmern gemeinsam und gleichberechtigt genutzt werden können.

 

Leistungen: zweiphasiger kooperativer städtebaulicher Einladungswettbewerb mit freiraumplanerischer Vertiefung

Auftraggeber: Stadt Speyer

Planungszeitraum: 2021- 2022

Plangebietsgröße: ca.11 ha

In Zusammenarbeit mit:

AAg Loebner Schäfer Weber BDA Freie Architekten GmbH,
GDLA I GORNIK DENKEL landschaftsarchitektur partg mbb
Durth Roos Consulting

 

 

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