Um der enormen Nachfrage nach Wohnraum in Gersthofen, welche mit steigendem Verkehrsaufkommen und Anforderungen an eine Erholungs- und Freiraumqualität einher geht, gerecht zu werden, soll ein circa 15 ha großes Gebiet „Nördlich der Thyssenstraße“ unter der Leitidee einer allengerechten, energieeffizenten Stadt der kurzen Wege entwickelt werden.
Das Büro MESS wurde hierzu angefragt ein robustes Entwicklungskonzept zu erarbeiten, welches die schrittweise Entwicklung des Gebietes zu einem funktionsfähigen, nachhaltig strukturierten Stadtquartier unter Berücksichtigung zukunftsweisender Formen der Mobilität zum Ziel hat.
Der Entwurf von MESS zeigt dabei vor allem Möglichkeiten auf mit dem Thema Mobilität in Zukunft umzugehen.
Wichtige Wegeverbindungen aus der Umgebung bilden die Ansätze für eine Gliederung der Baufelder in mehrere Quartiere. Jedes der Quartiere kann im Folgenden als eigenständiger Bauabschnitt entwickelt werden und wird zu einer kleinen Nachbarschaft im neuen Stadtteil. Die Baulandfelder sind eine sehr flexibel bebaubare Grundlage für eine breite Varianz an Typologien und Erschließungsmöglichkeiten. In der Summe entsteht ein Stadtteil mit einem sehr attraktiven Fuß- und Radwegegerüst, in dessen Herzen sich ein großer Freiraum befindet.
Mobilität ist im Wandel. Viele Szenarien gehen davon aus, dass sie sich weg vom eigenen PKW hin zu flexiblen (autonomen) Systemen entwickeln wird. Es werden demnach auch deutlich weniger Stellplätze benötigt. Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, die Themen Bauen für Menschen und Bauen für Autos zu entkoppeln.
Tiefgaragen sind vor allem teuer in ihrer Herstellung und langfristig unflexibel. Ohne Tiefgaragen lässt sich das Bauland leichter und kleinteiliger Parzellieren. Privates bauen wird einfacher, typologische Vielfalt und Individualität werden begünstigt. Die Versiegelung der Grundstücke nimmt rapide ab, es besteht echter Bodenbezug. Das Parken wird platzsparend in einer effizienten und flexiblen Struktur organisiert: einem Parkhaus in Systembauweise.
Es ist gewährleistet, dass jedes Grundstück angefahren werden kann. Ziel dabei ist es aber, den regulären Verkehr so wenig wie möglich in die „Tiefe“ zu holen. In wieweit dies gelingt hängt vom Parkierungskonzept ab. Der Entwurf ist so flexibel angelegt, dass quartiersweise unterschiedliche Lösungen zur Unterbringung der privaten Stellplätze gefunden werden können.
Bei den Quartiersgaragen und den großen Tiefgaragenlösungen kann die Einfahrt jeweils sehr nahe am Rand des Stadtteils erfolgen,so dass so gut wie keine Fahrzeuge in den Stadtteils hineinfahren müssen. Denkbar ist aber auch ein großes, dezentrales Parkhaus.
Als Ort für ein Parkhaus bietet sich die westliche Flanke des Stadtteils an. Knackpunkt einer solchen Lösung sind allerdings die Themen Komfort und Gestaltung. Es sind demnach Anforderungen an die Fassadengestaltung zu stellen. Dabei kann die große Außenfläche auch zu Energiegewinnungszwecken genutzt werden.
Für den Weg vom Auto zur Wohnung werden autonom fahrende Rufbusse/taxen zur Verfügung gestellt. Diese fahren entlang einer Route jeden Block an. Vergleichbare Systeme sind aktuell bereits in vielen Modellvorhaben im Einsatz und werden von mehreren Herstellern entwickelt.
Leistungen: Städtebauliches Entwurfskonzept
Auslober: Stadt Gersthofen
Planungszeitraum: 2019
Plangebietsgröße: ca. 15 ha, ca. 140.000m² BGF